Filmfrühstück - Ein Toast auf den Film

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Filmtoast Fokus: Martyrs

13.01.2022 98 min Daniel Flege, Patrick Krämer, Thomas Hortian

Zusammenfassung & Show Notes

Kaum ein Film der 2000er spaltete das Publikum so sehr wie Pascal Laugiers Martyrs. Für manche nur prätentiöse Provokation oder perfide Folter, lässt der Film beim genaueren Hinschauen in erbarmungslose Abgründe blicken. Wir - also Daniel, Patrick und Thomas - nähern uns dem Phänomen Martyrs in diesem Podcast an, soweit dies eben als halbwegs unvoreingenommener Zuschauer möglich ist. 
 
Martyrs Podcast - Der Höhepunkt der New French Extremity
Um das Millenium herum begannen junge französische Filmemacher, ihre oftmals schon unangenehmen Themen mit optisch entsprechender Explizität darzubieten. Filme voller Gewalt und Sex, die in seelische Abgründe blickten und mit gesellschaftlichen Tabus brachen. Werke wie Gaspar Noés Irreversibel (2002), Leos Carax' Pola X (1999) und Baise-moi (2000) von Virginie Despentes und Coralie Thrin Thi testeten aus, was das Gesetz durchgehen ließ und in der öffentlichen Rezeption ertragbar schien. Doch die unzusammenhängende Bewegung reihte nicht nur Skandalfilm an Skandalfilm, um Extreme auszutesten und anzuecken, sondern experimentierte auch mit ungewöhnlicher Narrative und innovativer Technik.
Bei Genrefilm-Fans fand natürlich die in diesem Zuge losgetretene New Wave of French Horror besonderen Anklang. High Tension (2003), Frontier(s) (2007) und Inside (2007) erfreuten das hartgesottene Festival-Publikum und verschafften dem französischen Horrorfilm-Nachwuchs einen fast schon legendären Ruf. Doch keiner dieser Filme hinterließ einen derart nachhaltigen Eindruck als eben Martyrs (2008). Zusammen bildeten sie das, was hierzulande von Fans als "die großen Vier der neuen französischen Härte" betitelt wird.

Geheimtipp von gutem Leumund
In Frankreich sorgte der zweite Film von Pascal Laugier zuerst einmal für eine Kontroverse. Schon bei der Uraufführung in Cannes 2008 wird von Zuschauern berichtet, die sich übergeben haben, in Tränen ausbrachen oder angewidert den Saal verließen. Die Freigabestelle bedachte Martyrs mit einer 18er-Einstufung, die ansonsten einzig der Hardcore-Pornographie vorbehalten war. Nach einem Einspruch der Produzenten und unter Zuspruch des damaligen Ministeriums für Kultur und Kommunikation konnte man ihn aber noch zu einer kinotauglichen 16er-Freigabe herunterstufen lassen. 
Hier in Deutschland feierte der Film auf dem Fantasy Filmfest 2008 seine Premiere. Ein Gutachten der Juristenkommission der SPIO konnte keine strafrechtliche Relevanz feststellen, und deshalb erschien der Film im darauf folgenden Jahr ohne FSK-Freigabe auf DVD. Trotz ausnehmend guter Kritiken und einer sich steigernden Mundpropaganda lief er zuerst ein wenig unter dem Radar, weswegen es auch lange dauerte, dass die deutsche Veröffentlichung bei der BPjM landete und 2012 schließlich auf Liste A indiziert wurde. Nachdem Martyrs in 2015 ein amerikanisches Remake zuteil wurde, erschien schließlich auch eine FSK-freigegebene Fassung des Originals im Einzelhandel. Der Verleih hat erwartungsgemäß in einigen Szenenblöcken die Schere angesetzt, um von der BPjM beanstandete Tendenzen zu entschärfen.
Der Hauptaugenmerk unseres Podcasts liegt zum einen auf der formellen Brillanz, mit der Laugier seine bedrückende Geschichte erzählt und inszeniert. Zum anderen steigen wir darüber hinaus auch tiefer in die Materie ein und diskutieren Interpretationsansätze und Querverweise. Abschließend beschreibt jeder von uns die Wirkung, die Martyrs auf ihn gehabt hat. Und eines können wir euch schon versprechen - Das lässt niemanden kalt!

Viel Spaß mit dem Martyrs Podcast!

Timecodes
00:00:00 Cold Opener & Intro
00:00:47 Begrüßung
00:02:17 Der erste Kontakt
00:08:52 Die Fakten
00:11:44 Der Einstieg - Suspense
00:17:21 15 Jahre später - Revenge
00:35:51 Im Keller - Folter & Martyrium
01:10:26 Nihilismus, Kritik am Zuschauer und Parallelen zu realen Ereignissen
01:25:54 Andere Werke Laugiers
01:30:47 Unser Fazit zum Film
01:37:09 Weise Worte zum Schluss